La vie en rose

Tragische Komödie

1. Hotel Park

Sarah:
  • Versteckt hinter Sonnenbrille, mit Handy.
  • Telefoniert mit Freundin

Männer, mon dieux, Männer, immer nur Mann. Hin und wieder denke ich schon daran, was wäre wenn ich, weisst du, ohne Frust, sagen würde, danke nein, keine Lust ...

... In der Show ist das voll o.k., das ist es nicht was ich hier meine. Da bringst du sie mit Decoltée, und mit der Länge deiner Beine,

fast schon mühelos in Rage. Ehrlich, das ist akzeptabel, und auch nützlich für die Gage. Nein, ich finde es blamabel,

wenn sie dann ein wenig später, kaum zu Hause angekommen, wie die alten Urgrossväter, im Fernsehsessel Platz genommen,

keinen müden Ton mehr von sich geben. Wenn die Rage nicht mehr reicht, um die Flasche an den Mund zu heben. Echt, da sag‘ ich mir vielleicht,

sollten wir einmal bedenken, weshalb die uns so imponieren? Weil sie schicke Cabrios lenken, Fernsehgeräte programmieren?

O.k., ja sicher, er war lieb und nett. Du darfst es gern mit ihm probieren. Ich schlaf‘ vorerst allein in meinem Bett, ich muss jetzt echt einmal pausieren.

Mal jenen mal diesen, ich will endlich wissen, was mache ich anders als andere Leute, ich fühle mich manchmal, nein ehrlich, und wenn ich bedenke, was soll das hier heute?

Sag bin ich verrückt, oder spinn ich bloss? Ich kann das Desaster doch schon wieder riechen. Jetzt geht das Theater von neuem los, ich könnte mich ehrlich im Boden verkriechen.

Ja, sicher weiss ich, alles nur ein Spiel, trotzdem bin ich jetzt schon ganz nervös. ist es nicht einfach des Guten zuviel, und am Ende ganz schön unseriös?

  • Motorengeräusche

Ein Auto, warte! Nein, bleib dran! Lass mich bitte nicht allein ... Tatsächlich, ja, es ist ein Mann, es könnte wirklich Marcel sein.

  • Motor verstummt

Mais beuf, la voiture, comme - il - faut ... monsieur scheint nicht schlecht situiert Missoni Anzug oder so ... ... na ... schon ganz schön grau meliert.

  • dreht sich ab, flüstert

Ich muss mich vorsichtshalber drehn, er sollte mich nicht jetzt schon sehn.

Marcel:
  • Kommt. Telefoniert auch mit Handy.

... ich weiss nicht wer dahinter steckt... ... ja ... ist mir alles auch suspekt.

  • Marcel sieht Sarah. Stutzt.
Sarah:

Ich glaub er kennt mich! So gemein... -

Marcel
  • auftrettend, vor sich hin:

das ist doch, nein, kann gar nicht sein... - ins Telefon nichts, nein, ich dachte ein‘ Moment....

Sarah:
  • Ins Telefon

es schien mir fast, dass er mich kennt.

Marcel:
  • ins Telefon

Ach, Liebling nein, das war doch weiss ich wann, ich habe wirklich keinen Schimmer. By, by, ich ruf dich später wieder an, ich geh jetzt erst einmal auf s Zimmer.

Sarah:
  • ins Telefon

Naja, so Marke graumelierter Mann! Von weitem scheint er echt gut drauf, kommt er dann aber etwas näher ran, sieht alles eher dürftig aus.

Bestimmt nicht von der üblen Sorte, nur sicherlich kein Mann von Welt. Statt Massanzug halt prêt a porter, mag sein er hat ein bisschen Geld ...

... nur... weiss nicht ... möchtest du so einen? Die laufen hier doch reihenweise rum...

  • Sarah stutzt, schaut hinaus

... Moment, der Typ da, mit den schönen Beinen... ... das ist doch ... nein das haut mich um!

Gerd
  • kommt näher, Shorts, Hemd etwas zerzaust. Bleibt neben Sarah stehen.
  • Stöhnt und hechelt. Garçon kommt.

Verdammt noch mal, bin ich k.o. es hiess, das sei ein Katzensprung, ein paar Minuten oder so... ...und wer‘s denn glaubt ist selber dumm ...

... und sowas, sagt man sei gesund, verdammt, das Stechen da, mein Herz!

  • nimmt eine Packung Zigaretten aus der Tasche, hustet, zündet sich eine an

Und dazu noch der trockne Mund ... ... nein sie, das ist bestimmt kein Scherz ... - Zeigt auf sein Herz ... ich weiss zu gut wovon ich rede!

Sarah:

Da hilft nur noch ‘ne Marlboro

Gerd:

In diesem Zustand rauch ich jede... ... man stirbt ja schliesslich sowieso.

Garçon:
  • nimmt Gerd den Koffer ab ...

Monsieur, s-il-vous-plait, la valise. - ...geht ab.

Gerd:

Ne Sauna ist echt nichts dagegen.

Sarah:

Hier weht eine schöne Brise.

Gerd:

Ein Königreich für etwas Regen.

  • setzt sich auf den Stuhl neben Sarah
Mir scheint, ich hab‘ sie irgendwo schon mal gesehn?
Sarah:

Da wird es ihnen so wie vielen Männern gehn.

  • ins Telefon

Hallo, Brigitte, bist du noch dran? O.k., machs gut ich ruf dich an.

  • Autogeräusche. Gerd und Sarah scheinen jemanden zu erkennen.Sarah steht auf Sarah:
  • zu Gerd, geht danach schnell weg

Monsieur... wir sehn uns sicher später!

Gerd:
  • hört nicht zu, schaut nur gebannt hinaus

Ich glaub‘s ja nicht! Ist das der Grund? Verdammt, das ist doch ... ein Verräter ... ... nein, ehrlich, der gemeine Hund.

Lockt der mich anonym hierher, dabei ist das doch längst verjährt! Ich weiss das ja schon gar nicht mehr. Das war doch alles abgeklärt ...

Die Sache ... mit der ... ach, wie hiess sie schon? Ich hatte uns ein Auto finanziert, und weil ich mit Lauraine ... lief sie davon. Den Wagen hat sie glatt kassiert.

  • (weist auf Fred )

Und weil ... er hatte mir das Geld gegeben, und mit Lauraine hatt‘ er ja ... ebenso, das war doch üblich ... damals so das Leben, und irgendwie war ich dann ziemlich froh,

wie er mir sagte, Gerd, hör zu, die Sache ... ist für mich gegessen! Du lässt dafür Lauraine in Ruh. O.k. sag ich, ist schon vergessen.

  • Gerd will sich irgendwie verstecken

Wir haben‘s, heimlich, doch genossen! Lauraine? mag sein, sie hat gepetzt... und dass sie ging, hat ihn verdrossen, und jetzt, nach Jahren, aufgehetzt.

Vielleicht ist er ganz einfach pleite, und zeigt sich drum von dieser Seite. Nein nein, mein Freund, so nicht mit mir!

  • Gerd sucht.

Ja, gibts denn keinen Fluchtweg hier?

Fred:
  • erscheint, sieht Gerd sofort

Duuu ... Gerd? Hast du das alles arrangiert?

Gerd:

Ob ich? Ich dachte ... d - ich ... ich dachte ... Nein, ich bin hier ferienhalber einquartiert! Jetzt seh ich ...Fred! Das darf ja echt nicht sein!

Gerade eben noch ...da sass ‘ne Kleine ... ... du glaubst es nicht, ich hab‘ an dich gedacht. Die hatte... ja du weisst schon was ich meine ... ... fast wie Lauraine ... die hat auch so gelacht.

Ich werd verückt. Das ist ja ewig her. Bist du noch mit Lauraine ... ich weiss nicht mehr?

Fred:

Ich bitte dich, das weisst du ganz bestimmt! Was mich nur ehrlich viel mehr Wunder nimmt,

  • geht ganz nah an ihn ran, flüstert eindringlich

was geht hier vor, und was treibt dich hierher? Ferienhalber, du? Es fällt mir ziemlich schwer, zu glauben, dass du hier aus freien Stücken bist. Plötzlich ein Luxus - Mensch der Vollblutsozialist?

Gerd

Was heisst schon Sozialist, die Zeit vergeht. Dein Haar ist doch auch vom Winde verweht. Wirst du heut noch gefragt, wie du heisst, oder ob du Elvis Presley seist.

Fred:
  • Fährt sich durchs Haar

Liebenswürdig warst du immer schon. die Sprüche hab ich noch im Ohr... - Garçon: erscheint um Freds Koffer zu holen

Gerd:
  • spöttisch

Da fragt der Fredi aus Oerlikon ...

Fred:
  • verschämt lachend

Was ist daran denn schon Humor?

  • Garçon nimmt Fred den Koffer ab.
  • Gehend

Ich hab‘ um acht ein Rendevoux und muss noch an die Reception.

Gerd:
  • abgehend

Um acht, ein Rendevoux, auch du? so irgendwie da ahn‘ ich schon...


  • an der Bar

kurz vor acht Uhr

Garçon:

Moi avec elle, comme ça et comme çi ... Beuf ça va être une grande histoire.

Marcel:

telefonierend, Gerd erscheint. Einen Drink in der Hand.

... du weisst doch Schatz, ich vergesse mich nie ... ... es scheint auch mir sehr sonderbar.

Nein Schätzchen, hör mir bitte zu ich sage dir, da ist nichts dran. Ach die, das denkst ja wohl nur du, die hat längst einen andern Mann.

Jetzt komm nicht wieder mit Susanne, das ist doch schon zig Jahre her! Mein Schatz, das war ne kleine Panne, wie du, mit Manfred, bitte sehr.

Ach so, nur weil ich mit der Myriam, und schon ist es wieder meine Schuld... ... jetzt fang nicht auch noch mit Roswitha an, sonst verlier ich ehrlich die Geduld.

Ja, Morgen früh, ich sag‘ es dir. Schätzchen, nein, du kennst mich doch. Na sicher bleib‘ ich heute hier, by, by, na klar, du hörst mich noch.

  • geht an die Bar zurück
Gerd:

In Frankreich sind die Männer besser dran, da ist der Seitensprung kein Tatbestand.

Marcel:

ich brauch‘ jetzt erst mal einen Drink. Oh Mann, das geht doch manchmal über den Verstand.

  • Fred stösst dazu
Gerd:

Ich habe sowas abgeschafft. mir ist das äusserst ungeheuer. Wer seine Kräfte so verpafft, hockt besser gleich ins Fegefeuer.

Marcel:

Sie sind ja ganz schön agressiv...

Gerd:

Nein bitte, eher konstruktiv...

Marcel:

Auch eine Art von Galgenhumor...

Fred:

Ja, sehn sie sich bei dem nur vor!

Wenn der sie erst mal attackiert, werden sie gleich verbal seziert, da liegen bald die Nerven offen.

Marcel:

da kann ich wohl denn nur noch hoffen!?

Fred:

Ja ja, ich kenne ihn seit Jahren. Ist man nicht ständig auf der Hut, wird man gefährlich überfahren!

Marcel:

Ich kenne das Verhalten gut;

Es wird nicht überbewertet! Ich habe sowas mal studiert, und bin inzwischen abgehärtert, das heisst auch recht gut informiert,

über die Psyche und ihre Facetten, und poltert einer sehr extrem, dann ist er, möchte ich fast wetten, im Grunde eher angenehm.

So hat es mich auch nicht gestört ...

Gerd:

Ich habe es doch gleich gehört! Das ist den Psychologen eigen, bloss keine Emotionen zeigen, immer einen Konsens finden, und sich aus der Affaire winden.

Fred:

  • zu Marcel

Wir beide brauchen endlich einen Drink.

  • Geht hinaus
Gerd:
  • hinter Fred her

Schau an, der gute Fred macht einen Link!

Fred:

Ich schau nur nach, wo die Bedienung bleibt...

Gerd:
  • zu Marcel

Er mag‘s nicht, wenn der Fuchs den Hasen treibt.

Marcel:

Das hab ich doch schon irgendwo... Ist das von Beckett oder so?

Gerd:

Fast erraten, es ist von mir.

  • Sarah kommt

Wer kommt den da? Wen seh‘ ich hier?

  • zu Marcel

Die Mutter muss ein Engel sein ...

Sarah:

Ihr habt euch demnach schon ... Sie kennen sich?

Gerd:

Ihn kennen, Gott bewahre nein! Der Herr denkt allenfalls, er kenne mich.

Man plaudert so, die Sprache macht es aus... Sie haben wohl auch im Norden gelebt ?

Sarah:

Da war mal so was wie mein Elternhaus... ...naja, ist längst schon ad acta gelegt.

Jetzt bin ich hier, und finde es wunderbar. Sagen sie, ist es nicht einfach herrlich?

Gerd:

Gnä Frau, mit ihnen... hier so an der Bar ... das scheint mir eher schon gefährlich.

  • Garçon:

bringt zwei Drinks und geht wieder ab

Sarah:
  • zu Marcel

Und was ... bitte ... beunruhigt sie!?

Marcel:

Ach Gott, ich weiss nicht wie ich‘s nenne. Mich dünkt nur einfach irgendwie, dass ich hier alle Leute kenne.

Gerd:

Diese Kräfte, geradezu magisch! Gott und die Welt, sogleich durchschaut.

Marcel:

Warum denn gleich so hochdramatisch! Ich habe mich doch nur getraut ...

  • Fred: kommt zurück, sieht Sarah

Du... hier? ... So langsam wird‘s ja heiter!

Sarah:

Papa ... Wo kommst du plötzlich her?

  • Begrüssungsscene
Gerd:
  • zu Marcel

Sie sind wohl doch etwas gescheiter...

  • zu Sarah

... ich kombiniere, bitte sehr ...

... sie sind.. ich meine ... du bist die Kleine... die mit den niedlichen Sommersprossen? Ich sagte noch vorhin, diese eine... genau wie Lauraine! ... Meine Genossen...

  • zu Marcel

Lauraine war einst unsere Leidenschaft, und Fred hat sie schlussendlich konfisziert...

Marcel:

Lauraine? Das tönt ja märchenhaft... dann bin ich womöglich auch (noch) involviert.

Gerd:

... muss man hier nach Frankreich fahren... nein wirklich, das finde ich ehrlich scharf. Nach ... weiss ich ... fünfundzwanzig Jahren! Wie heissen sie denn, wenn ich fragen darf?

Marcel:

Verzeihung, natürlich, Marcel Kummer, ich hatte oft mit Lauraine musiziert.

Gerd:

Ach du Scheisse ... du warst diese Nummer! Nun wird es aber ziemlich kompliziert.

Du hast auf dem Klavier geklimpert.

Marcel:

... bitte, ich habe mit ihr musiziert.

Gerd:

... und dabei auch fröhlich gepimpert ...

Fred:

Also, ich bin jetzt echt konsterniert!

Sarah, weisst du wer dahinter steckt? Irgendwie ist das doch programmiert, wer hat die Geschichte ausgeheckt?

Sarah:

Papa, nun bin ich aber frustriert!

...dich freut es nicht, mich hier zu sehen...

Fred:

Doch, doch, du musst mich nur verstehen, es kommt mir nicht gerade gelegen.

Gerd:

Wir könnten hier doch alle so reden.

Ich bin jetzt ehrlich viel mehr gespannt, und fände es wirklich hoch interessant, zu hör‘n was ihr so treibt und tut. Klimperst du heute noch so gut?

Und Sarah, my god, gar nicht schlecht. Feine Adresse, äusserst mondän. und vor allem möchte ich echt wissen, wo bleibt unsere Lauraine?

Fred:
  • zu Sarah

Sag jetzt nicht, die ist auch noch hier!

Marcel:

Da wären wir doch echt komplett.

Fred:

Nein, also, vorerst reicht es mir.

Marcel:

Ich fände es besonders nett.

Fred:

Nein, mir behagt das wirklich nicht. Wir werden sicher observiert. Das ist ja fast wie vor Gericht. Ich will jetzt wissen, was passiert!

Gerd:

Stossen wir doch erst mal an! Des Rätsels Lösung findet sich, denkt man ständig nur daran, gerade meistens eben nicht.


Bild 3 am anderen Morgen im Garten

Garçon:

Elle est belle, elle chante, c‘est merveilleux, elle a des yeux, comme des étoiles bleues. Une femme comme ça, c‘est incroyable ...

  • Sarah und Marcel erscheinen von verschiedenen Seiten,

gegenseitig unbemerkt und telefonierend.

Sarah:

... ah non Brigitte, plus q‘agreable ...

... excellent! Alles wie geplant. Es sah zwar gestern fast so aus, als habe Papa etwas geahnt. Aber Gerd riss mich da raus.

Völlig unbewusst, ganz offenbar, meinte er, man müsste mal erfahren, wie das damals denn tatsächlich war, ihn dünke jetzt, nach all den Jahren,

sähe ich Fred nun gar nicht ähnlich ...

Marcel:

...sicher Schatz, ich sagte es ja ... ... eben, jener Schauspieler nämlich. Was heisst das schon, ich war auch da?

Vom Dasein kriegt man noch kein Kind! Die werden längst schon auf mich warten ...

Sarah:

Ich frag‘ mich, wo die Männer sind... ... nein, nein, ich sitze hier im Garten.

Marcel:

Es gab da schon Verhütungsmittel! Willst du, dass ich böse werde?

  • Gerd und Fred erscheinen
Gerd:

... Fred ich sage dir, fast ein Drittel, aller Kinder dieser Erde, sind nicht die Kinder ihrer Väter ...

Marcel:

Nein Schätzchen, nein, das war viel später... ... rumgevögelt ... Schatz, jetzt muss ich bitten!

Sarah:

Die haben sich beinahe gestritten,

und wollten gar nicht mehr auf s Zimmer ... Ja, der wäre doch was für dich.

Fred:

Weisst du Gerd, ich frage mich immer, ist das wirklich noch wichtig für mich?

Ich habe zwanzig Jahre gezahlt, gesehen haben wir uns selten. Was soll s, so ist das Leben halt, uns trennen nicht gerade Welten,

wenn wir uns aber mal wiedersehen, muss ich ehrlicherweise gestehen, seh‘ ich vor allem die schöne Frau ...

Marcel:

... ich werde wirklich aus dir nicht schlau!

Wäre sie die Tochter von mir, würde ich sicher nicht mit ihr ...

Sarah:
  • zu Fred und Gerd

ach, guck mal an, da kommt ihr ja. Das Frühstücksbuffet ist gleich da.

Au revoir, Brigitte.

Marcel:

... ich muss jetzt gehen! ... das wünsche ich dir genau so, by by. Schätzchen, klar, du wirst es schon sehen. geht zu den anderen Ach guck mal an, da seit ihr ja, ihr drei.

Guten Morgen ... na, meine Sonne,

küsst Sarah

Bezaubernd! Mir sagt mein Gespür, das wird bestimmt noch eine Wonne, hier, mit dir, an der côte d azur.

Gerd:

Der legt sich ganz schön in die Riemen. Mein Herr, was trieben sie die letzte Nacht?

Marcel:

Er muss doch gleich schon wieder mimen.

Gerd:

Das hast du auch früher schon so gemacht!

Fred:

Ich gehe jetzt schon mal an s Buffet.

Marcel:

Bringst du mir bitte einen Kaffee? mit Zucker, und ein wenig Milch.

Gerd:

Nun hör in dir doch an, den Knilch!

Wir renovierten Lauraine das Haus! Wir schleppten ihr die Einkaufstaschen! Und hing uns irgendwann die Zunge raus, dann kam er um sie zu vernaschen.

Sarah:

Damals war das vielleicht eure Sache. Hier entscheide ich jedoch alleine, mit wem und wann ich dies und jenes mache. Zudem mein lieber Gerd, ich meine,

bei allem, was ich schon gehört, wäre so was recht verwegen, wenn nicht sogar ganz unerhört, denn ich müsste schliesslich jeden,

fragen, ob er nicht mein Vater sei.

Gerd:

Du hat es irgendwie begriffen.

Marcel:

Das ist doch Wichtigtuerei und völlig aus der Luft gegriffen.

Da müsste sich denn jeder überlegen, ob er der Vater seiner Kinder ist...

Sarah:

Man kann durchaus einmal darüber reden.

Fred:
  • vollgepackt mit Tassen und Teller Eine Tasse knallt auf den Boden

Helft mir ... gopferdeckel, so ein Mist!

Marcel:

Du meine Güte, wunderbar.

Gerd:

Ob das vielleicht ein Gentest war?

Sarah:
  • lacht laut heraus

Gerd du bist wirklich nicht auszuhalten.

Gerd:

  • läuft zu Fred, äfft ihn nach

Schau in dir doch nur an, deinen Alten.

Angefangen bei der Frisur. Dann die ziemlich schiefe Statur. Gar nicht zu sprechen von seinem Mund.

Fred:

Du bist doch wirklich ein blöder Hund.

Gerd:
  • springt auf und tanzt feixend um die kaputte Tasse

E viva, e viva la Revolution, jagt endlich die Kapitalisten davon! Zertrümmert Teller und Tassen.

Sarah:

Das ist wirklich nicht zu fassen.

Bin ich hier im Kindergarten. Was habt ihr bloss für Umgangsformen?

Gerd:

Was willst du anderes erwarten. Das sind nun einmal unsere Normen.

Marcel:

Ich fürchte fast, er regrediert. Im Alter wird der Mann zum Kind.

Gerd:

Der Psychologe referiert.

Fred:

ich hole mir noch mal geschwind ...

Sarah:

Bitte, Papa, lass es bleiben. Der Garçon kommt bestimmt gleich her.

Fred:

Nein, man kann‘s auch übertreiben! Dieser Service, bitte sehr,

und das in einem fünf - Stern Haus! geht ab

Marcel:
  • hinter Fred her

Nun rastet der gleich auch noch aus.

  • zu Gerd

Wir könnten da wirklich drüber stehen. Lass uns doch bitte vernünftig sein, alles mit etwas Distanz besehen. Gehässigkeiten schränken nur ein.

Gerd:

Vernünftig ... Marcel ich staune, verdammt, sowas gerade von dir zu hören. Ich hatte dich zwar nicht so gut gekannt, aber ich könnte heute noch schwören,

du hattest stets die frechste Klappe. Wie du die Bürger attackiertest, war nun weiss Gott nicht aus Pappe. So was von extrem wie du skandiertest,

tat es, denk‘ ich, kaum noch wer. Erinnere dich doch, bitte sehr, wie wir den Rathaussaal besetzten. Auch du warst einer von den Letzten,

die sich da im Raum verschanzten. Du fandest es besonders cool, wie wir denen um die Ohren tanzten, und hast dann auf den schönsten Stuhl ...

Marcel:

Ich hatte auch in jener Situation, mein Gegenüber nicht vergessen.

Gerd:

Nein du brülltest: Bulle! Hurensohn! gleich darfst du meine Scheisse fressen.

Sarah:

Bon Appetit! Ich bin erschlagen. Meine Väter, mir fehlen die Worte. Bei diesem Erbgut, muss ich sagen, komm ich doch lieber aus der Retorte.

Gerd:

Das Muster unserer Konversation wird sich immer wieder zeigen, man kann sich, das sagte ich vorhin schon, selber nie so ganz verschweigen.

Marcel hat es einfach nur verdrängt.

Marcel:

Ich habe es an den Nagel gehängt.

Sarah:
  • steht auf

Kinder ich gehe, ich muss gleich zur Probe.

Marcel:

Wie ist es nun, betreffend Garderobe?

Sarah:

Nichts besonderes, ganz légère. Plätze habe ich schon reserviert. Und, so ab acht Uhr, ungefähr, wird da ein feines Menu serviert.

Gerd:

Ich geh jetzt schwimmen. Kommst du mit?

Marcel:

Schau mal wo Fred ist, dann gehn wir zu dritt.

  • Gerd geht ab
Sarah:

Alors, huit heure, oui, nicht vergessen.

  • ab
Marcel:
  • läuft hinter Sarah her

Sarah, bitte, a propos Essen,

ein kleines Diner nur zu zweit, wäre ehrlich sehr viel netter. Die aufgesetzte Heiterkeit, geht mir langsam auf den Wecker.

Wir kamen bisher nie dazu, auch einmal über dich zu reden. Ich wüsste gerne: Wer bist du? Ein bisschen was aus deinem Leben.

Sarah:

Heute Nacht wirst du alles erfahren. Da werde ich mich offenbaren.

Marcel:

Da wirst du auf der Bühne sein. Ich wäre lieber mit dir allein.

Du bist für mich ... so unbeschreiblich ... mich auszudrücken fällt mir schwer. Du scheinst so stark. Du bist so weiblich. Es hat mich wirklich lange nicht mehr, eine Frau so total fasziniert.

Sarah:

Gestern sagtest du mir, Melanie ...

Marcel:

Bitte, es ist ja nichts passiert. Ich vergesse mich eigentlich nie.

Und ausserdem ist unsere Ehe, auf Vertrauen aufgebaut. Treue ist, wie ich es sehe, gut, wenn man sich trotzdem traut,

dabei auch sich selber zu sein.

Sarah:

Bei einem guten Glässchen Wein, versuche ich das auch bisweilen... Nun muss ich mich wirklich beeilen.

Du kannst mich gerne ein Stück begleiten, nur will ich dich nicht dazu verleiten, die anderen im Stich zu lassen.

Marcel:

Ich werde sie schon nicht verpassen...

  • abgehend
Sarah:

Ich selber sein ... das möchte ich auch, und spüre dann doch immer wieder, so wirklich tief aus meinem Bauch kommen eigentlich nur meine Lieder.

Ich fühle mich sonst sehr oft leer, und frage mich dann, wer ich bin. Wo komme ich nun wirklich her? Ach, es hat wohl gar keinen Sinn,

dauernd nach den Wurzeln zu fragen.

Marcel:

Du solltest diesen Schritt ruhig wagen. Einmal richtig in dich gehen, lernen, dich auch zu verstehen,

um deine Mitte zu erfahren, kann der Psyche sehr viel nützen, und wird dir neues offenbaren. Dürfte ich dich unterstützen,

deiner Seele zu begegnen, würde ich mich glücklich schätzen. Es gilt behutsam zu bewegen ohne dabei zu verletzen ...

  • ab
Fred:
  • kommt zurück. Einen Schritt hinter ihm

Garçon: mit Teller und Tasse etc. deckt den Tisch und geht wieder ab.

Die Franzosen müssen gar nicht prahlen. Sowas nennt sich first class Hotel. Man sollte das einfach nicht bezahlen ... und überhaupt, jetzt generell,

da muss doch jemand haftbar sein. Wir haben das ja gar nicht reserviert. Mir leuchtet ehrlich nicht recht ein, warum man da nicht einmal insistiert ...

sieht, dass die anderen nicht mehr da sind. Sind die womöglich einfach abgehauen. Das wäre denen ja noch zuzutrauen. Die liefen auch damals immer davon, und meinten, ich bezahle es dann schon.

Das sei so geregelt auf dieser Welt, die Schweizer hätten eben das Geld. Hingegen seien Ihre Werte ideell, sie wären quasi wie einst unser Willhelm Tell,

die echten Revoluzzionäre... ... Ja, und wegen jener Affaire mit Lauraine, da mit meiner Ex, da ging es doch nur um den Sex.

Es hiess, man wolle sich befreien, und bumste sich dann kreuz und quer, und ganz allmählich durch die Reihen. Mir fiel das also ganz schön schwer.

Als Schweizer war mir das ja ziemlich neu. Wir machten sowas höchstens heimlich, und waren sonst im Grossenganzen treu. Und jetzt sind die, ganz augenscheinlich,

genau so hinter Sarah her... Das wird mir ja bestimmt noch heiter. Es sage mir noch irgendwer, im Alter werde man gescheiter.

Im Grunde ändert sich das nie. Das ist wie innere Magie. Gegen diese altbekannte Gier, oder sag ich ... Lebenselexir,

können sich die Männer wohl nie wehren. Nur weil sie, das wird ja oft verkannt, immer jüngere Frauen begehren, ist das Problem nicht allzu brisant.

Ja, welche Junge will denn schon einen ausrangierten Alten, womöglich kurz vor der Pension, mit Doppelkinn und Kummerfalten...

Manch eine liebt zwar dieses Spiel, wie die Katze jenes mit der Maus. Nur, wird es ihr dann halt zu viel, schmeisst sie ihn bedenkenlos hinaus. - Gerd erscheint im gestylten Strandanzug. Fred sieht ihn noch nicht.

Jeder muss wissen was er riskiert, ob er sich stylt, und auf jung drapiert, oder will er es doch besser lassen, womöglich eine Chance verpassen.

Gerd:

Sag mal Fred, warum bist du hier? Wir haben, denk ich am Pool abgemacht.

Fred:

Oh, pardon; Aber nicht mit mir. Ich habe wirklich gerade gedacht,

ihr hättet euch heimlich empfohlen. Und Marcel, wo ist er geblieben?

Gerd:

Wird wohl auch sein Badzeug holen, oder schon im Liegestuhl liegen.

Vielleicht ist er auch mit Sarah mit er folgt ihr ja bald auf Schritt und Tritt.

Fred:

Ihr werdet euch noch duellieren ...

Gerd:

Du könntest ja dann sekundieren.

Beim Kampf um eine schöne Tochter, heroisch und voll Edelmut, mit Säbel oder Degen focht er, dann lag er da in seinem Blut.

War er Geliebter, war er Vater?

Fred:

Das ist ja fast wie im Theater. Ist es eine Tragödie?

Gerd:

Warum nicht eine Komödie?

Frage: Wer ist hier der Täter?

Fred:

Ich habe da Lauraine in Verdacht.

Gerd:

Oder: Tochter testet ihre Väter.

Fred:

Marcel käme doch auch in Betracht.

Gerd:

Und wer weiss, am Ende auch du, und ich gehöre schliesslich auch dazu.

  • abgehend

Du hattest mich ja gleich im Visier

Fred:

Ich möchte nur wissen, warum sind wir hier ...


4. Bild Im Club

  • Vor der Aufführung. Heller Zuschauerraum. Garçon serviert. (ein, zwei Tischchen fürs Publikum)
Gerd und Fred erscheinen, gehen durch die Reihen und suchen den reservierten Tisch.
Garçon:

Le jus d‘orange pour vous, sans alcool. A votre santé, c‘est a dire: Zum Wohl ... Le Pastis, avec, ça c‘est beaucoup mieux, mais peut - être un peu plus dangereux.

Gerd:

Ich sagte doch, ich möchte fast wetten. Zeigt sich den ganzen Tag nicht mehr.

Fred:

Sitzt er dort hinten, bei der Brunetten.

Gerd:

Nein, das ist ganz bestimmt nicht er.

Der sieht ja aus wie Schweinchen schlau.

Fred:

Aber mit einer super Frau.

Gerd:

Behangen wie ein Weihnachtsbaum.

  • schaut in die Runde

An Piepen fehlt es hier wohl kaum.

  • zu Fred

Bist du inzwischen Millionär?

Fred:

Ja, wie wenn das so einfach wär‘.

Gerd:

Hier sitzen reichlich Millionen rum.

Fred:

Ihn sehe ich nicht im Publikum.

Gerd:

Sein Problem. Einfach vergessen. So, wie ich die Zeit einschätze, gibt es gleich etwas zu essen. Komm, wir suchen unsere Plätze.

Er wird sicher noch erscheinen. Meine Herrn, schau mal den einen. Ein Horrorfilm ist nichts dagegen. Vielleicht ist arm sein doch ein Segen.

Garçon:
  • führt die Herren an den Tisch

Voilà messieurs, ça c`est votre table.

Fred:

Wir sind doch gar nicht nummeriert. Das ist ja äusserst formidabel.

Gerd:

Da kuckt manch einer recht frustriert.

Fred:

Klar, die besten Plätze im Saal ...

Gerd:

Man glaubt es kaum, das ist fatal ... ...der Alte dort drüben macht eine Miene, wie eine Kröte, und erst seine Trine,

jedes Fältchen ein Lebenslauf.

Fred:

Voll geliftet das gute Stück.

Gerd:

Hau da mal mit dem Hammer drauf, dann heisst es Scherben bringen Glück.

Marcel:
  • erscheint telefonierend

Schätzchen, wirklich, einfach famos ... ... Reise in die Vergangenheit ...

Gerd:

Manche Leute sind kurios ...

Marcel:

... und dabei viel Gemeinsamkeit.

Sarah gefiehle dir auch sehr gut ... Ja natürlich, klar, auch mir...

Fred:

Schau mal, die Blonde, Mensch, die hat Mut... die Brunette

Marcel:

... die sind scheinbar noch nicht hier.

Gerd:

Die Kleine neben dem Mondgesicht? Wie hat der die wohl reingelegt?

Marcel:

... Nein, Schätzchen, nein, du verstehst mich nicht! Die Frage, die uns hier bewegt,

lautet in diesem komplexen Thema: Findet hier jeder seinen Platz? Unsre Vergangenheit, in extrema, ist pragmatischer Denkansatz...

da ist auch sie nur ein Fragment!

Gerd:

Ein Ferrari dürfte da nicht reichen. Der riecht ja fast schon impotent.

Marcel:

Das sind rein äusserliche Zeichen...

Gerd:

Wetten der ist älter als wir, und sie sieht wie ein Teenie aus. Warum eigentlich, sage mir, fallen Männern die Haare aus.

Fred:

Weil das die Frauen fasziniert.

Marcel:

Da sehe ich Fred, auch Gerd ist dort.

Fred:

Kuck mal, wer da telefoniert!

Gerd:

Sie glaubt ihm sicher wieder kein Wort.

Marcel:

Excellent, absolut der beste Platz...

Gerd:

Wir haben den Herrn am Pool vermisst.

Marcel:

Also, machs gut, bis später mein Schatz!

Gerd:

... ohne Worte, klammheimlich verpisst.

Marcel:

Es hat sich einfach so ergeben. Sarah wollte noch mit mir reden.

Gerd:

Mensch, du hast ja echt ein Schwein.

Marcel:

Das kann ja kein Vergehen sein.

Gerd:

Man könnte glatt vor Neid erblassen.

Marcel:

Kannst du den Spott für einmal lassen?

Das sollte doch auch dir gelingen, und würde etwas Klarheit bringen.

Sarah ist ernsthaft um Klärung bemüht!

Gerd:

Das ist ja dann etwas für dein Gemüt. Wissenschaftlich immer fundiert, und selbstverständlich garantiert,

Um‘ s Gegenüber stets bedacht!

Marcel:

Ich habe wirklich den Verdacht, dass dir eigentlich gar nichts heilig ist.

Gerd:

Ich staune schon wieder, wie klug du bist.

Ja verdammt, es wird dich verdriessen, mein Bild vom Leben ist ziemlich banal. Ich will es eigentlich nur geniessen, without religion, und ohne Ritual.

Wir haben schliesslich demonstriert, um den Kram endlich los zu werden. Soll ich, als wäre gar nichts passiert, mir den Spass jetzt wieder verderben.

Kuck sie dir einmal an diese Meute, voll kompatibel und schrecklich bieder...

Marcel:

Hier sitzen auch viele nette Leute...

Gerd:

Die Netten sind mir noch mehr zuwider.

Du hast die Zeit mit Sarah verbracht, das ist ja ausgesprochen nett. Dabei hast du bestimmt nur gedacht, wie kommt das Mädel in mein Bett.

Marcel:

Du siehst stets alles so negativ.

Gerd:

Nein, ich kann da nur gratulieren, und finde es viel mehr produktiv. Wenn wir noch länger diskutieren,

lerne ich wirklich noch was von dir. Ich selber bin da meist zu direkt. Frage ich Frauen, ob sie mit mir, sind die ja immer gleich so verschreckt.

Fred:

Ihr könnt jetzt das Thema kurz vergessen.

Garçon:

Messieurs, s-il-vous-plait, voilà ihr Essen.

Gerd:

Er denkt nur an seinen Magen.

Marcel:

Sarah quälen diese Fragen,

nach dem Ursprung und dem Dasein. wer bin ich, wo komme ich her? Es ist doch wirklich nicht sehr fein und zudem unfair, bitte sehr,

vor der Verantwortung weg zu laufen.

Gerd: - ironisch

Vater bist schliesslich immer noch du.

Fred:

Ich kann sie euch vielleicht verkaufen, dann hätt‘ ich endlich meine Ruh‘.

Gerd:

Er denkt nicht nur ans Entrecôte, nein, er denkt auch an die Kohle...

Fred:

Reich mir doch bitte etwas Brot ... und ansonsten, sehr zum Wohle.

Marcel:

Prost. Auf Sarah!

Gerd:

und auf Lauraine!

Sie hat uns ja schliesslich das Kind beschehrt.

Fred:

ich bin da nicht der grösste Fan...

Marcel:

was die Geschichte doch reichlich erschwert.

Ein klärendes Wort von dir wäre gut.

Gerd:

Ist es dein eigenes Fleisch und Blut? Ort, Datum, Uhrzeit, und wie war der Akt, liegend, stehend, warst du überhaupt nackt?

Marcel:

Wir wollen nicht kompromitieren, sondern präzise rekonstruieren! Vererbte Strukturen erfassen, nichts im Ungewissen belassen,

emotionale Zeichen erkennen, und wo‘s sein muss Zweifel benennen.

Gerd:

Frei nach dem Motto, spielt sie Theater, ist ganz bestimmt nicht Fred ihr Vater.

Fred:

Das hätte sie eher von dir.

Gerd:

Bravo! Der Fall ist aufgeklärt, Das schöne Kind gehört jetzt mir.

  • speziell zu Fred

Finanziell ist das verjährt ...

Sarah:
  • tritt auf, durchs Publikum

Attençion! mesdames, regardez bien les hommes. Attençion, meine Damen, jetzt komme ich! Glauben sie mir, ich bin ganz bestimmt nicht fromm. Ich habe keine Skrupel, nein, ich kenne mich.

Ich bin auf Männer aller Art versessen, da bleibt auch der brävste nicht sehr lange keusch. Aber ich sag‘ den schönsten Boys, vergessen! Weil ich weiss, dass ich mich ganz bestimmt nie täusch.

Ach, ich möchte einen mit Sexapeal, ich stehe auf Männer mit Pfiff. Auf blankem Schädel kein Härchen zu viel, dazu Umgangsformen mit Schliff.

  • Stepp

Regardez bien, mesdames, das ist kein Theater, nein, ich sehe ihn nicht, ihren hübschen Sohn. Ich will nur einen, ich will seinen Vater, die mit den Milchzähnen kenne ich ja schon.

Die lassen mich immer so unsagbar kalt, ob muskelbepackt oder mit Waschbrettbauch, ich sage, nein danke, ich stehe auf alt. Graue Schläfen, und Weisheit, ja, Weisheit mag ich auch.

Ach, ich möchte einen mit grauen Stoppeln, die kitzeln so schön im Gesicht, und wenn sie schon arg am Krückstock hoppeln, ich verschmähe auch jene nicht.

  • Stepp

Schaun sie, meine Damen, es ist doch so klar, nichts ist so beständig wie ein alter Mann! Denn, meine Damen, es ist offenbar, dass so ein Alter nicht mehr weglaufen kann.

Sie sehen, das ganze hat auch Methode. So habe ich stets einen lieben und treuen. Und hoppelt er sich am Ende zu Tode, werd‘ ich mich nicht scheuen, und suche einen Neuen.

Ach, ich brauche einen uralten Mann, das ist für mich das Paradies. Nur wer sowas gar nicht begreifen kann, der sagt, ich sei gemein und fies.

  • Stepp

Alors, Messieur, fait vos jeux! Rien ne vas plus! Ja mein Süsser steh auf und komm mit mir mit.

  • Holt Gerd zum Tanz

Dein Einsatz wer weiss, vielleicht a fond perdu, Du stehst auf meinem Fuss, bitte, einen Schritt. Sie sind doch wie Butter, verformbar und weich, erfüllen Wünsche, ohne lang zu reden

Und sie sind natürlich immer auch reich. Auch von den Alten eben, nehme ich nicht jeden.

Ach, ich brauche einen mit Courage, solche nehme ich gerne mit. Und wird es halt mal eine Blamage dann versetz‘ ich ihm einen Tritt.

  • schupst Gerd hinter die Bühne
  • Stepp
  • verneigt sich danach zum Applaus und ab
Fred:

Der ist ja nun wirklich nicht reich. sie macht eine schlechte Partie.

Marcel:

Aber er ist jetzt butterweich.

Fred:

Das reicht ihr nur halt eben nie.

Sie braucht ein bisschen mehr.

  • (Fingerreiben:Geld)

Das hat sie deutlich aufgetischt.

  • Fred und Marcel stehen auf und gehen Richtung Foyer
Marcel:

Müssig, wenn man hinterher Text und Realität vermischt.

Sie ist fantastisch und tanzt echt toll. Dieses Urteil erlaube ich mir! Ich tanzte früher selbst Rock‘n Roll...

Fred:

Dann hat sie es vielleicht von dir.

Marcel:

Nun fang mir bloss nicht auch so an.

Fred:

Nur weil ich gar nicht tanzen kann. Auch Singen war noch nie mein Fach, da war ich ganz besonders schwach.

So, jetzt brauche ich aber ein Bier, Bleiben die Leute denn alle hier?

Marcel:

Die sind wohl immer noch ganz betört, und haben den Gong gar nicht gehört.


5. Bild

  • Im Hotelflur
  • Spät in der Nacht. Fred und Marcel, laut flüsternd und ziemlich beschwipst vor Sarahs Zimmertür.

Fred schaut durchs Schlüsselloch

Fred:

Du bist ganz sicher, sie wohnt hier?

Marcel:

Ich brachte sie doch heute her

Fred:

Es war bestimmt auch diese Tür?

Marcel:

Ja, verdammt noch mal, bitte sehr,

sag‘ endlich was du da sehen kannst.

Fred:

Da ist eine flackernde Kerze...

... und etwas hopst da so oder tanzt.

Marcel:

Mach mir jetzt keine dummen Scherze!

Fred:

Eine Zugposaune könnte es sein, jedenfalls macht es irgendwie so.

  • zeigt
Marcel:

Er war ja wirklich immer schon ein ... Echt, ich schlage die Pfeife k.o.!

  • Zieht Fred vom Schlüsselloch weg. In diesem Moment kommt der Garçon um die Ecke.
Fred:
  • von unten herauf

Excusée, avez-vous vue notre ami?

Garcon:
  • Mimt eine Umarmung und zeigt auf die Zimmertür

Avec la chanteuse, bien sur, Monsieur! Après le concert, les deux sont partie.

Marcel:

Und dann durch diese Türe? Mon dieux...

  • Garçon zuckt mit den Schultern, grinst und ab

... hallo, sie da, antworten sie mir!

  • Marcel will die Türe aufmachen

Man muss ihn schleunigst unterbinden.

Fred:
  • hält Marcel zurück

Marcel , vielleicht sind die gar nicht hier. Wir werden sie irgendwo finden.

  • Fred will weg gehen.
Marcel:

Du bleibst hier! Bei dieser Gefahr kannst du doch nicht einfach gehen. Was hier geschieht ist unfassbar. schaut durch s Schlüsselloch . Ich kann da überhaupt nichts sehen.

  • Zeigt.

Zugposaune ... echt zum lachen. Sonnenklar was die da machen, lassen eine Kerze brennen, weil sie miteinander pennen. nimmt Anlauf um die Türe einzurennen Weg da, ich brech‘ die Türe ein!

Fred:

Marcel, das ist doch völlig daneben!

Marcel:

Nein Fred, wirklich, das muss jetzt sein, du hast mir alle Fakten gegeben!

Die Indizien sind erdrückend. Ich bin ehrlich tief betroffen... - stürmt dieTüre. In diesem Moment drückt Fred die Türklinke runter. Die Türe springt auf und Marcel fliegt ohne Widerstand ins Zimmer. Es klirrt und kracht.

Fred:

Tönt nicht allzu sehr beglückend, und die Türe war schon offen.

  • Lärm aus dem Zimmer
Stimme:

Jo mei, wos is des für a Bordeel? (Tonnere, merde alors, quell bordell!)

Fred:

Marcel, leise, wir sind im Hotel!

Marcel:

kommt aus dem Zimmer, blutverschmiert

Fred:

Meine Güte, was ist passiert, du bist total mit Blut verschmiert?

Marcel:

Scheiss egal. Kein Mensch im Zimmer! Hör bloss auf so blöd zu glotzen!

Fred:

Das ist Blut ... passiert mir immer, wenn ich Blut seh‘ muss ich kotzen. dreht sich ab und hockt sich hin.

Das ist ja eine feine Dame, brennende Kerze und geht einfach fort.

Marcel:

wieder in den Raum gehend Durch das Fenster `ne Leuchtreklame, und ausserdem hängt ein Mobile dort.

Fred:

steht auf, ruft ins Zimmer Wasch zuerst das Blut vom Gesicht. Wasser rauschen aus dem Bad

Marcel:

Zugposaune, ich glaub‘ ich spinn!

Fred:

Wo sind die denn, ich verstehe das nicht.

Marcel:

Jedenfalls sind sie nicht hier drinn.

Irgendwo werden sie es treiben. Vater, schläft mit dem eigenen Kind! So was darf nicht ungestraft bleiben, wenn das keine miesen Zeiten sind.

Zählt denn nur noch das Vergnügen? Jeder bedient sich nach seiner Lust. Keine Moral, sich nicht begnügen. Verzichten? Warum, das hiesse Frust.

  • Sarah erscheint, sieht Fred.
Sarah:

Wir suchen euch im ganzen Hotel.

Fred:

Wir haben uns nur kurz erfrischt. Marcel kommt heraus. Immer noch verschmiert.

Sarah:

Mon dieux, was ist geschehen Marcel?

Fred:

Es hat ihn ziemlich bös erwischt..

Marcel:

Das blöde Glas ... verfluchter Mist.

Fred:
  • versucht unbemerkt die Türe hinter Marcel zuzumachen, zeigt auf den Lift

Verfluchter Li-i-ift ... die Türe war offen.

Marcel:

Wo ist der Scheisskerl? Sag wo er ist!

Sarah:

Was soll das heissen, seid ihr besoffen?

Fred:

Ich denke nichts böses, Marcel hinein, und er ... da hinunter voll im Spagat.

Sarah:

Der Lift nicht da, das kann gar nicht sein?!

Fred:

Von wegen, französisches Fabrikat.

  • Sarah verschwindet im Zimmer, Fred hinterher.

Ich hab‘ den Franzosen noch nie getraut. Die haben nie was vernünftig gebaut.

Sarah:

Nein, ich kriege gleich einen Schock!

  • Gerd erscheint
Marcel:

Da kommt er ja, der alte Bock!

Gerd:
  • auch ziemlich beschwipst

Marcel, Mensch, was ist denn passiert? Du bist total mit Blut verschmiert.

Hast du mal eben ein Schwein umgebracht.

Marcel:

Nein, das steht mir gerade bevor!

  • Stürzt sich auf Gerd.
Sarah:

Was habt ihr in meinem Zimmer gemacht? ... - Sarah kommt wieder aus dem Zimmer , ruft zu Fred hinein

Und du bist mein Vater, du alter Tor.

Marcel:
  • Würgt Gerd.

Von wegen dein Vater! Dieser hier, dieses Würstchen ist dein Produzent. Zu jenem Zeitpunkt, Fred, sage es ihr, hat er mit deiner Mutter gepennt.

Sarah:

Lass ihn los, wie willst du das wissen?

Marcel:

Ich diente da in der Bundeswehr. Sie hat Fred sowieso beschissen. Also bingo, da bleibt nur noch er!

Gerd:

Du hast bestimmt auch Urlaub gemacht, und lange hast du ja nie gebraucht...

Marcel:
  • drückt fester, Gerd röchelt

Warte, gleich wird hier nicht mehr gelacht!

Gerd:

... dann hat er sein Leben ausgehaucht.

Marcel:

Was habt ihr gemacht? Ich schwör es dir, ich würg dich so lange bis ich es weiss.

Gerd:

Wir haben gebumst, unten bei mir.

Sarah:

Lass das Gerd, erzähl keinen Scheiss!

Hör auf! Sein Herz! Er wird kolabieren.

Gerd:

Ich will zum Teufel! Nicht in den Himmel.

Marcel:

Der hat gar kein Herz, nichts wird passieren, der braucht sein Blut doch nur für den Pimmel.

Was sich bewegt wird gleich bestiegen. Ein Strassenköter ist nichts dagegen.

Sarah:

Alles Blödsinn. Nichts ist bewiesen. Lass uns vernünftig darüber reden.

Marcel:

So wie er hat doch keiner gewütet. Fred los, erzähl ihr, wie er es trieb.

Sarah:

Schliesslich hat man auch da schon verhütet ...

Marcel:

Ja, er bestimmt, mit dem Kaffeesieb.

Sarah:

Und meine Mutter? Ich bin betroffen. Ich finde das ehrlich sonderbar. Sagt mir doch bitte einmal ganz offen, was an ihr so besonderes war?

Gerd:

Ach, da fühlte man sich als Mann. Unbeschreiblich, der Blick, die Lippen. Genau wie bei dir, einfach alles dran, der leichte Hang zu Hängetitten...

  • Marcel drückt wieder mehr zu
  • Gerd röchelt
  • Fred kommt aus dem Zimmer
Marcel:

Da hörst du es, er weiss Bescheid.

Fred:

Ach, das war schon früher sein Trick. Er sah alles, durch jedes Kleid. Sein Busengrössen - Röntgenblick

hat immer bestens funktioniert. Die Männer nahmen Kampfform an, die Frauen waren irritiert, aber meistens folgte dann,

ein fauler Spruch und aus das Spiel.

  • Marcels Telefon klingelt, er lässt Gerd los. Dieser rappelt sich auf, Sarah hilft ihm.
Marcel:

Ja Schätzchen, hallo ...

Sarah:

Ihr seid Chaoten. Mir wird das wirklich jetzt zuviel.

Gerd:

Zündet sich eine Zigarette an und hustet. Bei uns wird dir doch was geboten.

Marcel:
  • telefoniert

Schätzchen nein, schon auf dem Zimmer...

Gerd: - laut

Lü-ü-ügt! Er lügt, er lügt wie immer.

Marcel:
  • Geht schnell ab

... nur noch etwas smal talk gemacht ...

  • Gerd:
  • geht hustend ab

Scheiss Theater, ehrlich, Gut‘ Nacht.

  • Sarah:

Mensch, war ja gefährlich in Rage. Da hat echt gar nicht viel gefehlt! ihr seid mir wirklich eine Bagage. Was hast du ihm denn bloss erzählt?

Fred:

Immer die gleiche Fragerei. Wer nun wirklich dein Vater sei, und wenn halt nicht, und vielleicht er, und wenn ich es denn doch nicht wär...

Sarah:

Und du, was denkst du dir dabei, du wirst dich das doch auch mal fragen? Oder ist es dir einerlei?

Fred:

Jaa, was soll ich da noch sagen?

Sarah:

Eben, dass du es wirklich weisst. Oder wer es sonst halt ist.

Fred:

Ach, vielleicht der heilige Geist ...

Sarah:

Ehrlich, weisst du, wie blöd du bist?

Da fällt mir wirklich nichts mehr ein. Bezahlt hast du doch immerhin. Plötzlich soll es belanglos sein, ob ich denn deine Tochter bin ...

Fred:

Wieso ist das jetzt noch wichtig? Ändern kannst du doch gar nichts mehr, also ist es wirklich nichtig, dieses dauernde Hinundher.

Du bist meine Tochter, nur ohne Gewähr. Die Wahrheit macht da gar nichts mehr wett. Und wenn es genetisch denn halt nicht so wär, könnt‘ ich ja auch mal mit dir ins Bett.

Sarah:

Du Schwein ... ich lass mir das nicht mehr gefallen. Dauernd nur Sprüche und blöde Faxen. Dir müssten nicht nur die Haare ausfallen, sondern auch noch die Ohren nachwachsen.

  • ab ins Zimmer, Türe knallt zu
Stimme:

Jo mei, des is jo echt a bordell! (Tonnere, merde alors, quell bordelle.)

Fred:

Dann geh doch nicht in das scheiss Hotel... ... Hier sind die Wände ja nur aus Papier... abgehend ... Hoffentlich gibt‘s an der Bar noch ein Bier.


6. Bild


  • Garten morgens

Garçon: Elle est le soleil au ciel bleu. Elle est le briquet, est je suis le feu... Sarah: telefonierend ...merde...wie eine einzige Schlacht. Er hätte ihn fast umgebracht ...

... ist doch denen völlig egal. Wollen die alle gar nicht sein... Was die wollen, na rate mal... Der? Der ist besonders gemein ...

Ach, Brigitte, wie komm ich da raus?... Ja schon! Morgen gehen die wieder, aber bis da hin, Katz und Maus... ... nein, kein Wort über meine Lieder!

Gerd? Vielleicht. Ja, er sagte was. Die andern ... nicht daran gedacht. Nein, es reicht jetzt, lassen wir das. Hätte ich das nur nie gemacht.

Wozu braucht man eigentlich die Väter? Zur Zeugung ja, aber ehrlich später: „Schon wieder Geld, was machst du bloss, nein mein Kind, das ist uferlos.

Einzig zum Arbeiten bin ich gut. ... fragt sich, was deine Mutter tut? Hast du endlich dein eignes Gehalt... Du bist ja inzwischen ganz schön alt...“ Gerd geht von Sarah unbemerkt vorbei, im selben Aufzug wie bei der Ankunft. Sarah singt Ach, ich brauche einen mit Courage, solche nehme ich gerne mit. Und wird es halt mal eine Blamage dann versetz‘ ich ihm einen Tritt. lacht Mit mir hast du ja echt die Qual... Sarah sieht Gerd ... Momentchen! ... Gerd, wo gehst du hin? ...Ciau Brigitte, bis zum nächsten Mal. 36 läuft hinter Gerd her Warte doch, was hast du im Sinn? Gerd: Reise ab, ich fahr‘ nach Hause. Dieser elende Banause, bringt mich sonst womöglich um. Das wäre mir dann doch zu dumm. Sarah: Hast du ihn heute schon gesehen? Gerd: Danke, ich hatte nicht das Verlangen. Sarah: Ich bin schuld, so darfst du nicht gehen. Wegen mir hat alles angefangen... Gerd: Was heisst schon Schuld ... und warum du? Sarah: Setz dich bitte, und höre mir zu... Marcel kommt gelaufen Gerd: springt gleich wieder auf Marcel: Gestern ... Gerd, verzeih mir bitte... ... es war, als ob mich der Teufel ritte. Sarah: Viellleicht eher der Alkohol? Marcel: Ja, natürlich, ich weiss es wohl ...

... dass dessen exzessiver Gehalt, das Unterbewusstsein aktiviert. Gerd: Ach, unten sitzt bei dir die Gewalt?! Marcel: Schon Freud hatte damals attestiert,

es gehe ums innere Gleichgewicht, quasi um den psychischen Gegenpol. Das heisst jetzt natürlich noch lange nicht... Gerd: Bei mir ist das so mit dem Alkohol... Marcel: Lass mich doch bitte zu Ende reden. Es zeigt, was in uns verborgen sein kann. Das lässt sich auch analytisch belegen. 37 Die Interaktionen zeigen sodann,

ob wir diese Kräfte nützen. Gerd: Und wenn es denn dein Naturel ist ... Marcel: Muss ich halt die Frauen beschützen. Gerd: Auch wenn du nicht der Vater bist.

Äusserst selbstlos, unbestritten. Mach keine Fehler, kuck lieber Pornos. Schliesslich geht es um die Sitten ... Marcel: Ja, das sind doch die Worte Adornos.

Den Geist bestimmt die Transcendenz. die Triebe müssen sich ... Gerd: ...selbstlos fügen, sonst bleibt nur noch ... Marcel: ... die Dekadenz. Gerd: Schrecklich, diese Wohlstandslügen.

Sind die immer noch in Mode? Marcel: Das sind keine Lügen, das sind Antipode. Sie lassen uns uns selbst ertragen. Gerd: Du meinst, man könnte also sagen,

Gegen den ganzen Lebensfrust, werden Schweinereien gemacht, und zur Kompensation der Lust, wird nachher darüber nachgedacht ... Marcel: ... wissenschaftlich analysiert! Gerd: Und was bis anhin verboten war, am Ende rechtlich sankioniert. Passt wirklich alles wunderbar ...

Fred: 38 tritt auf Garçon: folgt mit Frühstückstablet. Fred: Der Service ist doch ganz o.k. zu Gerd Wie siehst du aus, willst du schon los? Gerd: sieht das Frühstück Na, wenn ich das jetzt da so seh ... Sarah: Gerd, du bleibst, das wäre grandios. umarmt ihn und gibt ihm einen Kuss Marcel: Bitte keine Bevorzugung mehr. Sarah: zu Marcel Auch keine Trinkexzesse bitte sehr. Garçon: Monsieur, est arrivé encore une fois? Gerd: Meint der meinen Koffer? Oui, oui, là, là. Fred: Ist im Grunde ein sehr hübscher Ort, ich könnte mich noch daran gewöhnen. Sarah: Ja, das wäre doch ehrlich ein Wort, lass dich doch hier ein bisschen verwöhnen... Fred: Ich kann leider nicht, vielleicht nächstes Jahr... Marcels Telefon klingelt Marcel: Schätzchen, liebes, ich freue mich... Fred: ... du warst gestern ganz wunderbar. Ich bin im Fall sehr stolz auf dich. Marcel: entfernt sich Ich denke, Schätzchen ja doch sehr bald... Gerd: geht auch O.k., überredet. Bleib ich halt ...

Marcel: 39 ruft von weitem Bis später am Pool... Sarah: Wir sehn uns dort! zu Fred Du gehst eigentlich immer nur fort. Fred: Ja du hast recht, es ist verrückt. Und diesmal würde ich gerne bleiben. Gestern war ich ja sehr bedrückt. Konfrontationen mag ich nicht leiden.

Heute hingegen, ich glaube es kaum, liegt alles in einem anderen Licht. Ich müsste jetzt sagen, wie ein Traum, aber du weisst, sowas liegt mir nicht. Fred abgehend Nur, irgendwie, einmal alles gesagt. Ich meine nicht etwa angeklagt. Sagen, was ich vielleicht nicht sollte, und doch schon lange einmal wollte. Sarah: Sowas kann man ein bisschen üben. Fred: Na ja, ich weiss nicht ... wir sehn uns drüben. Garçon folgt Fred mit dem Tablett. Sarah ruft Brigitte an Sarah: Hallo, Brigitte ... ah boef ... je ne c‘est pas. Erst noch wollte ich sie nie mehr sehen, samt meinem „sehrwahrscheinlich“ Papa, und schon bin ich traurig, dass sie gehen...

Nein, die sind einfach... wie sagt man ... drollig. Nachts schlagen sie sich die Köpfe ein. Bei den Katern nennt sich sowas rollig. Jeder will noch imposanter sein.

Stehen an der Bar, wie die Gladiatoren, und am Morgen, ein Bild zum erbarmen. Du denkst wirklich, ein paar hinter die Ohren, aber du musst sie einfach umarmen.

Ma chère Brigitte, ich bin irritiert. . Ob ich je eine Antwort find? Ich habe Väter her zittiert, 40 jetzt zeigt sich, dass es Männer sind.

Welcher ist es nun von ihnen? Nehm ich den Doktor, nehm ich den Mimen? Bin ich mit dem Alten besser dran? Jetzt fängt das wieder von vorne an. abgehend Ich kann meinen Sinnen einfach nicht trauen. Immer wieder die gleiche Chose... Na ja, ich werde jetzt erst einmal schauen, wie die sich machen in der Badehose...

  1. Bild am Pool

Garçon: Les vieux hommes comme les coqs font de leur mieux, cocorico toujours, et puis enfin, sans eux il - y - a quand même des oeufs, et on trouve les vieux comme le coq au vin. Marcel und Fred kommen, ziemlich unförmig, in Badehose/shorts Marcel: ...alles war da improvisiert, echt, da fragte doch niemand gross, ob das auch wirklich funktioniert total sorglos fuhren wir los.

Zwanzig Stunden, non stop, Madrid. Mensch, das war vielleicht eine Tour, Über hundertzwanzig im Schnitt, gib im die Kante, linke Spur.

Von wegen essen? Wurst und Brot, und son‘ Einmarkneunzig Fusel. Bei Marseille, Thermostat auf Rot. Sowas heute, total ... grusel ...

Damals, na, was kostet die Welt? Ganz einfach los, ein wenig Geld. Irgendwann! Wieviel hast du noch? Himmel noch mal, ich dachte doch...

Da lachen wir drüber, keine Panik, es gibt doch Weiber auf der Titanic. Hinten zwei hübsche, auf die Koffern bugsiert, 41 die haben uns nur das Feinste serviert.

Na, die waren halt schon eher prüde. Wir, freundlich danke, wir sind erst mal müde. Fritz gleich nach hause telegraphiert, Expressanweisung, hat funktioniert.

Echt, da hätte ich heute noch Spass. Alte Kiste, ein guter Kumpel ... Fred: Jetzt schau dir das an, was ist denn das? Marcel: Ein eher trauriges Gehumpel... Fred: Geht, als hätte er was in der Hose. Marcel: Sieht mir wie ein Hexenschuss aus. Fred: Ich tippe fast eher auf Arthrose. Marcel: Na, was hast du denn, altes Haus. Gerd: Diese Treppe hat mich geschafft. Marcel: Hinaufgespurtet, kenne ich. Die Pumpe, gleich schon zuwenig Kraft ... Gerd: Was heisst hinauf, ich bitte dich.

Ne Stufe runter, bisschen daneben, und zack, schon wieder mein Ischias ... Fred: Wie bei Arthrose, sagte ich eben. Päng da ist sie, das macht kein Spass ... Marcel: Ich dachte die Pumpe, Sauerstoff alle. Jener Fritz, erzählte ich eben, Herzbaracke, in seinem Falle. Mann, da geht es ums Überleben. Fred: Bandscheibe, ist auch eine rechte Qual. Über sechs Wochen lag ich im Spital. Marcel: Da wird nicht gross erst medikamentös. Drauflos geschnippelt ... 42 Fred: das ist skandalös... Gerd: Komm mir nur nicht mit der Medizin! Da wird uns ja ganz schön was aufgetischt. Was mach‘ ich? Lebenslang Aspirin. Marcel: Nein wirklich, hat es dich auch schon erwischt?

Bei mir fängt das mit der Prostata an. Gerd: Ach davon wollen wir gar nicht reden. Fred: Schau dir doch das Volk einmal an, alle immer noch länger am Leben.

Die Welt ist fast schon ein Altersheim. Marcel: Ich meinerseits achte auf Cholesterin. Beim Essen etwas vorsichtig sein. Gerd: Ach ich pfeiffe auf die scheiss Disziplin. Marcel: Ein bisschen schonen, vor allem den Magen, und die Verdauung. Du weisst schon was ich meine? Die Frauen müssen uns schliesslich ertragen. Gerd: Ich hab‘ meine Blähungen lieber alleine. heftige Geste und krümmt sich, die andern beiden kümmern sich um ihn Sarah: noch entfernt und unbemerkt, im bezaubernden Strandkleid. Telefonierend, halb singend Pour la vie en rose, messieurs, c'est ça, on a pas besoin d'un ventre gras, mais quand il est déjà commeça pêut - être juste un petit peut Viagra. lacht Fürs süsse Leben, meine Herren, auf ein Wort, braucht ein Mann keinen dicken Bauch. Treiben sie besser ein bisschen Sport, und, wenn‘s denn sein muss, Viagra hilft auch.

Absolutment foux, ich lach‘ mich krank. Das wird bestimmt ein super Hit. Marcel: 43 Komm, setzt dich erst mal hier auf die Bank. Fred: Du musst zum Arzt! Gerd: Verdammter Shit. Sarah: Hallo! ... die Männer,auch Gerd, nehmen augenblicklich Haltung an und straffen die Bäuche ... Da sind sie schon, meine Helden. Ich werde mich gleich noch bei dir melden.

Herrlich, ich habe den ganzen Tag Zeit. Marcel: Wir sind zu allen Schandtaten bereit. Fred: Gerd will auf den Fitness - Parcour. Gerd: Warte Freundchen, spotte du nur. Sarah: zu Gerd Hast du etwa gerade gelauscht? Marcel: Nein, sie haben die Rollen getauscht.

Fred macht in Zukunft auf Ironie, und Gerd steckt ganz brav alles ein. Kein Mensch weiss warum, aber irgendwie, muss da so eine Abmachung sein. Sarah: Könnt ihr einmal wie andere Leute?

Zum Abschied, so ein bisschen vernünftig. Es ist schliesslich der letzte Tag heute. Marcel: Ja genau, auch Gerd meinte, künftig, steifer Rücken ein kleinwenig Würde, wär` doch was. Fred: Nicht dauernd jungen Frauen nachstieren. Sarah: Wie bitte, stieren, was heisst denn das? Fred: Ja, wie ein Hund geifern, halt eben ... gieren.

Gerd: 44 Quatscht ihr nur weiter, ich stehe auf jung. Fred: ja, aber bist du dann mal auf dem Sprung ... Marcel: ...hast du bestimmt einen Hexenschuss. Gerd: Ihr erzählt ja vielleicht einen Stuss. Fred: Oder wenn dich der Ischiasnerv drückt. Marcel: und sie fragt sich, was hat er denn plötzlich? Er steht da so traurig, und ganz gebückt. Gerd: Ehrlich, ich finde es gar nicht ergötzlich. Fred: Da bist du dann aber grausam gehemmt. Gerd: Es gibt auch solche die kapitulieren, weil die Pisse im Ofenrohr klemmt. Sarahs Telefon klingelt Sarah: Hallo ... zu den drei Männern ...ich muss mal eben telefonieren.

Wir sehn uns drüben an der Bar. abgehend Eigentlich seid ihr ganz wunderbar, nur ein wenig Würde, Gerd hat schon recht, dem Alter entsprechend, wäre nicht schlecht. entfernt sich Fred: Da hörst du es, du hast noch Chancen. Solange du noch etwas humpeln kannst. Marcel: Mach ihm nicht schon wieder Avancen! Fred: Ich möchte nur sehn, wie er heute tanzt.

Tut es denn immer noch so weh? Gerd: Ich weiss nicht, eigentlich ganz o.k..

Ohne euer blödes Gequatsche wäre ich sicher längst gesund. 45 Fred: Wir halfen dir nur aus der Patsche. Gerd: ironisch Ach so! Danke, das ist der Grund. Fred: Kannst du das denn nicht kapieren? Um dir Schlimmeres zu ersparen... Marcel: ... mussten wir dich provozieren. Gerd: Ziemlich eigenartiges Gebaren. Fred: Frauen können ganz schön grausam sein! Ich kann dir sagen ... Marcel: ... äusserst gemein, wenn die ... Fred: ... erst merken... Marcel: ... du bist lädiert, bist du nullkomanichts... Fred: ... abserviert.

Die wollen keinen Pflegefall. Gerd: Ach was soll das? Ihr habt doch n‘Knall. Wir shakern‘n rum, was ist schon dabei. Jetzt macht doch hier nicht so ein Geschrei . Fred: Wir haben gestern gesehn, wie das geht! Marcel: Gestern ... Gerd: Ich lasse mich nicht provozieren! Bevor mir eine Frau den Kopf verdreht, sag‘ ich tschüss ... Marcel: ... Gestern lässt sich definieren,

und ist dann folglich auch erklärbar, auf Grund der Konstellation, welche hier doch sehr prekär war, 46 weil die Interpretation,

zu jenem Zeitpunkt nicht gelang. Fred: Frauen kann man nicht interpretieren. Marcel: Genau ... Ach Blödsinn! Dann begann, das Ganze eben zu eskalieren. Fred: Ja, du warst da ganz schön von Sinnen. Marcel: Das ist... Fred: ... wie wenn Kriege beginnen. Marcel: Nein, das ist nicht analytisch. Fred: Aber es ist ziemlich typisch. Marcel: Das ist, die Probleme sind doch bekannt, Geschlechterspezifisch signifikant. Fred: Eben! Wir müssen zusammen halten. Da kannst du lange argumentieren, wenn sich Frauen so richtig entfalten, musst du zwangsläufig kapitulieren. Gerd: Kapitulieren ist verflixt. Da gehst du mit dem Arsch auf Grund. Am Ende wirst du ausgetrixt, und bist und bleibst ein armer Hund.

In unserm Alter sehr viel schlauer, statt regelmässig was im Bette, und auch gesünder auf die Dauer, ist der Whisky und die Zigarette. streckt sich Marcel: Und die Gesundheit ignorieren. Gerd: abgehend Ach was kann dir denn schon passieren? Willst du neunzig Jahre alt werden?

Marcel: 47 folgt Gerd Die Frage: Leben oder sterben... Fred:

ruft hinterher

Leben, sterben, sein oder nicht sein? Rauchen, saufen oder lieber Frauen? Wir diskutieren tagaus, tagein, und können den Worten doch nicht trauen.

Ist ja alles nur hypothetisch. Sarah erscheint telefonierend Sarah: ... Brigitte, von mir aus auch genetisch. Ich bin jetzt, denk ich, in der Lage ... Fred: zum Publikum Kein Schwein hört zu, wenn ich was sage... ab Sarah: ... dass ich frage, hat es einen Sinn, zu wissen, wessen Kind du bist? Wäre ich nicht mehr die, die ich bin, wenn es nicht so wäre, wie es ist?

Je länger ich die drei betrachte, entsteht nur mehr Vergangenheit. Und wo ich bisher immer dachte der Mensch braucht doch Gemeinsamkeit,

Bezug zu ihm verwandten Wesen, da ist mir plötzlich ziemlich klar, dass, was bislang versteckt gewesen, die ganze Zeit schon in mir war...

...Nein, alle drei, das find ich genial. Ich lerne sie jetzt endlich kennen... ... Männer , Väter, ist mir egal, wie du willst kannst du sie nennen...

Auch wenn du einen Vater hast, weisst du nur einen kleinen Teil, und wenn es für dich zwar zusammenpasst, ist es doch eher lückenhaft , weil es nur ein Stück vom grossen Puzzle ist...

48
  1. Bild Abschied

Garçon: Regardez, mesdammes et messieurs maintenand l‘histoire pêut commencer. je vais dire, Sarah, moi avec toi ... ou, toi avec moi ... peut être comme ça. Die drei Männer erscheinen reisefertig Marcel: Also, Fred bleibt Vater, abgemacht! Gerd: Bin einverstanden. Ist mir recht. Fred: Ich habe mir zwar eher gedacht, Die Rolle teilen, wäre nicht schlecht. Sarah stösst dazu Gerd: Er geht künftig mit dir spazieren. Er bezahlt, das kann er schon. Und ich ... Fred: ... was heisst, bezahlen, kassieren. Gerd: Diese Schweizer, wirklich ein Hohn... Fred: Je einen Drittel, per Saldo zurück. Für jeden ein bisschen Vaterglück. Marcel: Sarah willst du gar nicht fragen? Gerd: Was würdest du denn dazu sagen? Sarah: Ich müsste mir das überlegen. Bislang hat mir einer gereicht, aber man könnte darüber reden, und wer weiss denn schon vielleicht,

treffen wir uns einmal wieder, und dann ganz ohne Streiterei. Ihr hört meine neuen Lieder, Mutter wäre sicher dabei. Fred: Also, ich möchte dazu sagen ... Gerd: 49 Ganz ohne Streit und Vorbehalt! Marcel: Wir müssten Lauraine erst mal fragen. Fred: Wir sind für sie bestimmt zu alt. Gerd: fragt Sarah Gibt es junge und hübsche hier? Marcel: zeigt auf Sarah Sie ist daran nicht interessiert. Garçon bringt die Autoschlüsel von Fred und Marcel . Sarah: Ach weisst du, ich verrate dir, ich habe es auch schon ausprobiert.

N-est-pas, Jean Marc, tu connais mois. Garçon: Oui, madame, bien sur, oh la la! Fred: gibt dem Garçon ein Trinkgeld So! Ja, dann können wir ja gehen. Garçon: mit Freds Koffer abgehend Merci beaucoup, auf Wiedersehen. Fred: Nur würde mich noch interessieren ... Telefon von Marcel klingelt Marcel: Schätzchen, ja, bin fast schon bei dir... ... werde dich dann auch gleich informieren... Fred: ...warum waren wir eigentlich hier? Sarah: Ist das denn immer noch nicht klar? Marcel: ... und, im weitesten Sinne darum, fast schon wie eine Rückführung war... Gerd: Warum fragst du dauernd warum? Sarah: Könnte es nicht ein Geheimnis bleiben? Gerd: Was soll denn das Gejammer bloss? Fred: 50 So rätselhaftes mag ich nicht leiden. Marcel: ... aufgeklärt, alles lückenlos ... beendet Telefonat Gerd: Warum kannst du nicht darüber stehen? Fred: Nur einfach so, ganz prinzipiell, kannst du das denn nicht verstehen? Sarah: Alors, machs gut, au revoir Marcel. Fred: Ich rede und rede ohne Gehör ... Gerd: Musst du jetzt noch Theater machen. Fred: Nur fragen, wer ist hier der Regisseur? Gerd: Manchmal gibt es durchaus Sachen,

die muss man gar nicht inszenieren. Fred: ch werde das wohl nie kapieren. Na ja, ist auch keine Tragödie. Fred geht Gerd: ruft hinterher Vielleicht sogar eine Komödie. Garçon: kommt mit Gerds Koffer Partirez - vous encore, aujourd‘hui? Gerd: Ich verstehe mal wieder kein Wort. Nein, diese Sprache lerne ich nie! Sarah: Er fragt dich, fährst du schon wieder fort. Gerd: Ich bliebe gerne noch etwas hier. Leider, um zehn Uhr fährt mein Zug. Sarah: Na, das liegt ganz alleine an dir. Züge gibt es ja schliesslich genug ...

Ende